Prozess

Im Prozess der Selbstheilung und des persönlichen Wachstums neigt die betreffende Person dazu, ihre Haltung andere zu beschuldigen oder sich selbst als Opfer zu fühlen, zu verändern zugunsten einer größeren Selbstbestimmung, Verantwortungsbereitschaft und kreativer Teilnahme am Leben. Dazu kann auch gehören, die Verantwortung für Gedanken und Gefühle ebenso wie für Verhaltensweisen zu übernehmen. Die Erkenntnis, daß wir alle Gefangene unseres Verstandes sind, wurde als der erste Schritt auf der Reise zur Freiheit bezeichnet (Ram Dass 1975). In spirituellen Disziplinen mag der Verstand geschult und unter Kontrolle gebracht werden. Im Rahmen der Ausbildung und Schulung übt man eher zu beobachten als zu kontrollieren; dennoch ist die Fähigkeit, konzentrierte Aufmerksamkeit und einen ruhigen Verstand zu wahren, eine wertvolle Kraft in der spirituellen als auch psychologischen Praxis und kann mit psychischem Wohlbefinden übereinstimmen.

Meditation als spirituelle Disziplin geht weit über ein Verstandestraining hinaus. Als innerpsychisches Werkzeug zur Schulung der Awareness (des weiteren klaren Bewußtseins) kann sie jedoch eine wertvolle Ergänzung sein. Außer auf eine sofortige Stressreduzierung, wie sie von physiologischer Messung nachgewiesen wird (Shapiro, Walsh 1984), kann Meditation sich auf Persönlichkeitsmerkmale auswirken und Charakterzüge verändern (Carrington 1982). Eine regelmäßige Meditationspraxis auch zu schärfer werdender Wachsamkeit und erhöhter Produktivität, Kreativität, Selbstvertrauen und Spontanität beitragen. Sie steht auch im Zusammenhang mit einer Verringerung von Ärger, Ängstlichkeit, Selbstverurteilung und Suchterscheinungen. Am besten kann Supervision und Meditation von Menschen genutzt werden, die relativ gesund sind, denn ein regelmäßiges Üben erfordert Selbstdisziplin. Außerdem muss der Ausbilder selbst auch Meditierender sein, um die Übungen mit Verständnis und Einfühlungsvermögen leiten zu können.

Für den Supervisor ist die Meditationspraxis verknüpft mit einer erhöhten Fähigkeit zur Empathie – zum Einfühlungsvermögen, das intellektuelle Verstehen, auch dann wenn, es fremdartig ist - (Lesh 1979) wachsender Awareness (wachem Bewußtsein) und Akzeptanz subtiler Wahrnehmungen, steigender Sensibilität für nonverbale Kommunikationsprozesse, steigender Toleranz gegenüber Negativismen, verstärktem Konzentrationsvermögen und einer erhöhten Fähigkeit zur gleichschwebenden Aufmerksamkeit. Als grundlegendes Werkzeug zur Bewußtseinsentwicklung ist die Meditation eine geeignete Übung in der transpersonalen Arbeit, Lehre und Ausbildung.

In der transpersonalen Arbeit, Lehre und Ausbildung ist das Bewusstsein sowohl Objekt als auch Instrument des Wandels. Deshalb ist die Palette von Bewußtseinszuständen, die dem Supervisor zugänglich sind, ein entscheidender Faktor. Innerhalb der ausbilderischen Beziehung schließt sich der Lernende mit dem Supervisor zusammen, um zu höheren Bewusstseinsebenen zu erwachen.

Ein Supervisor, der sich auf die spirituelle Praxis einläßt, wird ohne Zweifel deren Wirkung auf persönliche als auch lehrende Beziehungen bemerken. Jede Praxis, die der Steigerung des wachen Bewusstseins dient, birgt in sich das Potential zur Steigerung kommunikativer Fertigkeiten, wenn sie bewusst angewendet wird. Ebenso verbessert die Aufmerksamkeitsschulung die Klarheit im Kommunikationsprozess. Bei der Leitung des Prozesses der Integration transpersonaler Erfahrungen und spiritueller Praxis mit dem täglichen Leben ist der Lehrer und Ausbilder notwendigerweise stark auf seine persönlichen Erfahrungen angewiesen.