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Ein Supervisor der spürt, wie Bewusstseinszustände auf die Ausbildung einwirken, wird seine Aufmerksamkeit wahrscheinlich auf die subtilen Einstellungsveränderungen richten, die unbemerkt bleiben könnten, wenn ihnen nicht besondere Aufmerksamkeit zukommt. Die relative Bedeutung von Ich-Idealen, die Vergänglichkeit unserer Existenz und die heilenden Potentiale der Selbst-Awareness (des wachen Selbstbewußtseins) rücken in den Mittelpunkt, wenn Ergebnisse der Ausbildung nicht mit persönlichen Bewertungen als Erfolg oder Mißerfolg oder als Erreichen vorgefasster Resultate werden.

Dem Supervisoren mag bei der Lösung von Problemen auf der Ego-Ebene geholfen werden, aber die ausschließliche Aufmerksamkeit auf eher oberflächliche Fragestellungen kann ihm einen schlechten Dienst erweisen, wenn sie ihn daran hindert, sich tiefer liegenden Fragen zu stellen, die zu Transzendierung und Befreiung führen könnten. Zum Beispiel mag jemand, der in der Ausbildung ist, es vorziehen, sich eher auf die weitere Identifikation von sozialen Rollen zu konzentrieren als auf die Verbesserung seiner persönlichen Fähigkeiten. Die Selbstachtung kann größer werden, wenn man frühere Glaubenssätze aufgibt (James 1890) und sogar die Konzentration auf sich selbst kann transzendiert werden. Die Effektivität einer bestimmten Lehre und Ausbildung kann nicht unabhängig von Wertvorstellungen und Auffassungen von psychischer Gesundheit beurteilt werden Zwar stehen Messskalen zur Auswertung persönlicher Fähigkeiten zur Verfügung, aber wie Allport schrieb: "Über die Psychologie der Befreiung haben wir nichts." (Zit. in Walsh, Vaughan 1980).

Wenn die Schulung, Lehre und Ausbildung als ein Prozess betrachtet wird, der spirituelles erwachen fördern kann, impliziert dieses die Möglichkeit eines neuen Identitätsgefühls und eines neuen Weltbildes. Es wird keine spezifische Zielsetzung verfolgt, denn die Ebene des Erwachens wird bestimmt durch die Bereitschaft und Bereitwilligkeit des Lernenden, sich durch Widerstände hindurch zuarbeiten und einengende Überzeugungen loszulassen. Wenn die illusorische Natur begrenzter Wahrnehmungen erkannt wird, wird man erwachsen und erwachen wie aus einem Traum.

Die intensive Erforschung symbolischer Dimensionen kann zu dramatischen Erwachsenen-Erfahrungen führen, wie sie Stanislov Groff (1975) als Wiedergeburts-Erfahrungen beschrieben hat. Andererseits kann das Erwachen eher graduell als plötzlich eintreten und als überhaupt nicht dramatisch erscheinen. Manchmal tragen die durch die Schulung gewonnen Einsichten erst lange nach Beendigung Früchte. Daher wird ein transpersonaler Lehrer wahrscheinlich weniger versuchen, Ergebnisse in inhaltliche Kategorien zu messen und sich statt dessen mehr auf den ausbilderischen Prozess, wie dieser sich vertieft und entfaltet, konzentrieren.

Die inhaltliche Erörterung irgendeines Problems kann dem Lehrer Hinweis auf das Selbstbild und den Lebensstil des Auszubildenden geben. Je mehr man es wagen will, sich dem Lehrer zu offenbaren, desto mehr wird der Prozess des Erwachens beschleunigt. Während der Lehrer zuhört, kann der Lernende seine Erfahrungen neu betrachten im Lichte unvoreingenommener, emphatischer, einsichtiger, nicht urteilender wachen Bewusstheit. Dabei können ihm ungelöste innerpsychische und zwischenmenschliche Konflikte deutlich bewusst werden.

Im Rahmen der Beziehung kann eine Person sich auf die Herausforderung einlassen, ihre "Selbst- Awareness" (wache Bewusstheit) in einem sicheren und unterstützenden Kontext, der eine Selbsttäuschung verhindern kann, zu erweitern. Der Ausbilder kann jede Methode oder Technik einsetzen, die er für einen bestimmten Zeitpunkt für geeignet hält.