Ein Beispiel für die Überprüfung von intuitivem Handeln:

Eine Supervisorin berichtet, dass sie einem Erstgespräch der Supervisandin auf deren Wunsch hin, sie gleich drei Tage später wieder zu sehen, damit reagiert habe, dass sie gesagt habe, das sei nicht möglich. Von ihr hinterher objektiv betrachtet, wäre es von der Zeit her sehr wohl möglich gewesen. Sie wolle nun in der Supervision herausfinden, ob sie "richtig" reagiert habe.

Im Laufe der Supervision wurde der Supervisorin deutlich, daß sie auf starke Nähebedürfnisse und ausgeprägte Persönlichkeitsprobleme der Supervisandin so reagiert hatte, um Distanz herzustellen. Sie fand heraus, daß sie mit der Supervisandin, wenn passend auch in "näheren Abständen", in angemessener beraterischer Distanz weiter arbeiten kann, wenn sie diese beiden Themen sinnvoll in die Supervision mit einbezieht und mindestens für sich selbst benennt. Wann sie diese Themen und in welcher Form mit der Supervisandin ansprechen wird, ließ sie für sich offen.

Sie hatte ihre Intuition überprüft und war zu neuen Schlussfolgerungen gekommen, die sie in kommenden Situationen umsetzen konnte. Ihren "Ablehnungsimpuls" hatte sie als Distanzbedürfnis entschlüsselt, mit dem sie nun frei umgehen konnte.

Fassen wir zusammen: Intuition hilft uns, zu einem schnellen Urteil zu kommen. Nach C.G. Jung (1964, 61) hilft uns die Intuition zu ahnen, woher etwas kommt und wohin sich etwas in der Zukunft entwickeln kann, einen "Riecher" dafür zu entwickeln, was möglich ist.

Sowohl für den Supervisor als auch für den Supervisanden ist die Funktion der Intuition bedeutsam, hilft sie ihnen doch, Vergangenheit zu begreifen und Zukunft zu entwickeln.

Lassen wir unsere Intuition zu, unterziehen wir sie einer aufmerksamen Beobachtung und verknüpfen sie mit Wahrnehmung, Denken und Gefühl, den anderen psychischen Funktionen nach C.G. Jung, wird sie zu einem wertvollen Bestandteil beraterischen Könnens (Schneider 1997, 77).

Nachdem ich dargestellt habe, wie wir Intuition im Supervisionsprozess mit Sprache verknüpfen und wir sie läutern können, möchte ich Ihnen zum Abschluß dieses Abschnittes noch einige Anregungen von Henning und Pelz referieren, wie Sie Intuition fördern können:

"Das Einüben intuitiver Erkenntnisprozesse bedeutet ein regelmäßiges Training im Loslassen von Sicherheiten, die uns die Rationalität (vordergründig) vermittelt".